Ausstellungszeitraum: 19. März – 29. April 2023 Öffnungszeiten: Mittwoch, Freitag, Samstag 12–16 Uhr, Donnerstag 12–19 Uhr Freier Eintritt
Die erste Ausstellung des Themenjahres Relationen vereint die Arbeiten der Leipziger Künstlerin Enne Haehnle und des Berliner Künstlers Axel Malik.
Das verbindende Element der zwei auf den ersten Blick sehr verschiedenen künstlerischen Positionen ist die Arbeit mit der Linie, die als Ausgangspunkt für die künstlerische Auseinandersetzung dient. Aus ihnen entstehen lose Zeichen und Formen, die mit Bedeutung aufgeladen zu sein scheinen. So zieht sich ein Dreiklang von Linie, Zeichen und Sinn durch die Werke in der Ausstellung, die sich von Malerei über Zeichnung bis hin zu raumgreifenden skulpturalen Arbeiten erstreckt.
Axel Malik
Im Mittelpunkt der Arbeiten des Berliner Künstlers Axel Malik steht das Schreiben. Er versieht Leinwände, Glasflächen, ganze Bücher mit komplex durchkomponierten Schriftzeichen, die sich zu klar strukturierten Textgeweben verbinden. Doch die entstehenden Texte können wir nicht lesen – die Schrift setzt sich aus unlesbaren Zeichen zusammen, deren vermeintlicher Sinn sich uns verschließt. Der Zweck der Informationsvermittlung, der Schriftzeichen eigentlich innewohnt, wird ad absurdum geführt. Der Sinn dieser unlesbaren Zeichen besteht stattdessen in der Geste, im Ritual des Schreibens, in der Abfolge unendlicher Formvarianten.
Neben großformatigen Leinwänden und Arbeiten auf Papier nutzt Axel Malik auch die Glasfassade des Stadtspeichers und schafft so eine ortsspezifische Arbeit, die die Schriftzeichen von der Schreibfläche in den dreidimensionalen Raum zu tragen scheint.
Die Arbeiten der Bildhauerin Enne Haehnle entstehen ebenfalls aus der Linie. Experimentierend erobert sie anhand der Linie den dreidimensionalen Raum und entwickelt abstrakte gestische Formen, in deren Mittelpunkt häufig bildhauerische Fragestellungen wie nach der Bedeutung von Form und Materialität stehen.
Auch in ihrem Werk spielen Sprache und Zeichen eine große Rolle: Sie entwickelt sowohl auf der Fläche als auch im Raum Schriftelemente, aus denen teilweise Wörter und Sätze entstehen, deren Sinn entschlüsselt werden kann. Ein andermal erinnern Formen zwar an Schrift, zerfließen und überlagern sich dann aber gegenseitig und werden zu raumgreifenden, plastischen Gebilden, zu Körpern, die sich jeder Bedeutung entziehen. Auch Enne Haehnle schafft ortsspezifische Arbeiten, die sich in ausladenden Gesten und verschiedenen Materialien wie Magnetbändern und ummanteltem Kupferrohr die Galerieräume des Stadtspeichers erobern.
Die medial wie inhaltlich verschiedenen Arbeiten von Enne Haehnle und Axel Malik überlagern sich in der Ausstellung und treten in einen Dialog zwischen ausladender expressiver Geste auf der Fläche und im Raum einerseits und beinahe ritueller Kontemplation andererseits.
Biographien
Enne Haehnle (geb. in Ulm) ist Bildhauerin und lebt und arbeitet in Leipzig. Nach einer Holzbildhauerlehre studierte sie zwischen 1986 und 1992 an der Kunsthochschule in Kassel und an der Kunstakademie Düsseldorf. Neben einer Vielzahl an Ausstellungen in Deutschland stellte sie auch in Linz, Auckland, Neuseeland sowie in Kairo und Paris aus. Ihre Arbeiten sind in mehreren Sammlungen vertreten, etwa der Sammlung Deutsche Bank Frankfurt, der Sammlung des Birmingham Museum of Art, USA und des Kunstmuseum Düsseldorf.
Axel Malik (geb. in Jugenheim) lebt und arbeitet in Berlin. Er ist künstlerischer Autodidakt und begann 1989 mit dem bis heute ununterbrochenen Projekt des täglichen „Schreibens“. Wichtiger Baustein seines Schreibens, das er die skripturale Methode nennt, sind Bücher. Mittlerweile sind 140 Bände mit über 30.000 Seiten entstanden. In einer Vielzahl von Ausstellungen und Performances (u.a. Berlin, Hamburg, Marburg, Frankfurt, Weimar und Zürich) waren die diversen unlesbaren Zeichen zu sehen.
Interview mit dem Kurator
Die Ausstellung “Linie – Zeichen – Sinn” mit Enne Haehnle und Axel Malik wird kuratiert von Constantin Becker.