20. April – 22. Juni 2012
Im raschen Wechsel von zwei Wochen zeigt der Jenaer Kunstverein e.V. in vier Ausstellungen einzelne Facetten des Werks von Katrin Gaßmann. Nicht ohne Ironie ist dabei die besondere Offerte der Künstlerin: Alle gezeigten Arbeiten werden während der kurzen Laufzeit der vier einzelnen Ausstellungen zum „bloßen Materialpreis“ angeboten.
Ausstellung I
20. April bis 2. Mai, Eröffnung Fr, d. 20. April, 19 Uhr
Ausstellung II
4. Mai bis 16. Mai, Eröffnung Fr, d. 4. Mai, 19 Uhr
Ausstellung III
18. Mai bis 6. Juni, Eröffnung Fr, d. 18. Mai, 19 Uhr
1. Juni, 23 Uhr – Lesung und Gespräch mit Katrin Gaßmann
Ausstellung IV
8. Juni bis 22. Juni, Eröffnung Fr, d. 8. Juni, 19 Uhr
21. Juni, 20 Uhr – Künstlergespräch, Moderation: Maria Schmid
Die in Erfurt lebende und arbeitende Konzeptkünstlerin Katrin Gaßmann (geb. 1967) studierte bis 2001 an der HKD Burg Giebichenstein Halle.
Neben Lehraufträgen an der Universität Erfurt erhielt sie zahlreiche Kunstpreise und Stipendien, zuletzt 2010 den Kunstpreis der jenacon foundation, Jena.
Gaßmanns recht rabiate künstlerische Aktion, sämtliche in Jena gezeigten Werke temporär zum „Materialpreis“ und damit deutlich „unter Wert“ anzubieten, stellt nur einen der Hintergründe für den Titel der vier Kurzausstellungen der Künstlerin dar.
„Das bloße Herzeigen des Materials“ ist ebenso formal wie inhaltlich zu verstehen. „Ich bin kein Geschichtenerzähler und kein Bild-Erfinder“, so die Künstlerin, „ich zeige die Dinge am liebsten so, wie sie sind.“ Dieser grundlegende Purismus, dessen formale Maxime darin besteht, möglichst nichts hinzuzuerfinden, zieht sich durch sämtliche Facetten des Werks von Katrin Gaßmann.
_ I _ So zeichnet sie in den „claims“, einer Werkgruppe skripturaler Zeichnungen, mit der die Ausstellungsreihe eröffnet, nichts als ihr eigenes Denken auf. Ohne Punkt und Komma und in der ihr eigenen Mikroschrift lagert sie in einem zuvor auf dem Zeichengrund markierten Bereich Zeile für Zeile all das ab, was ihr im Moment des Zeichnens gerade durch den Kopf geht – „unter Vermeidung von Korrekturmaßnahmen“, wie sie betont. Häufig überlagern sich dabei mehrere Schichten Tusche und Tinte derart, dass am Ende eine fast monochrom erscheinende Fläche entsteht, die es dem Betrachter bewusst verunmöglicht, die Mikrostruktur des aufgezeichneten Gedankenstroms en detail zu entziffern.
Zur Vernissage am 20. April 2012 jedoch wird Katrin Gaßmann einige ihrer Zeichnungen vorlesen.
_ II _ Geradezu antinarrativ wirken die großen, aus weißem Lederpolster bestehenden Wandobjekte, die in der zweiten Ausstellung zu sehen sein werden und die an die bewussten Wände erinnern, durch die nichts nach außen dringen und an denen man sich gefahrlos den Kopf einrennen kann.
Der aus 26 skripturalen Einzelblättern bestehende „Ulysses“ wiederum verweist schon durch seinen Umfang darauf, dass man ihn nicht Zeile für Zeile lesen muss. „Schauen reicht“, lautet der lakonische Kommentar der Künstlerin.
_ III _ Auch in Gaßmanns Spiegelarbeiten, die in der dritten Ausstellung gezeigt werden, wird ein Betrachter nicht mehr entdecken können als das, was zu entdecken er eben, vor dem Spiegel stehend, imstande ist. Vielleicht ein Portrait, eine abendliche Gesellschaft, Figuren im Raum? Die Künstlerin liefert mit ihren Spiegelarbeiten nicht viel mehr als die Projektionsfläche für die Bildkreationen des Betrachters, den Titel, das Format. Das fertige Bild ergibt sich erst beim Schauen, ausgehend von dem, was ist und was sich vor dem Spiegel befindet. Sich ein Bild zu machen, diese Aufgabe wird von der Künstlerin kurzerhand an den Betrachter delegiert.
_ IV _ Recht drastisches Material schließlich führt uns Katrin Gaßmann im vierten und letzten Teil des Ausstellungsprojektes vor Augen und Ohren. „Avancen. Dokumente einer Feldforschung“ entstand als Arbeitsergebnis eines Stipendiatenaufenthaltes der Künstlerin auf einer deutschlandweit bekannten Sexkontaktsuchseite. Abgerundet wird der letzte Ausstellungsteil durch eine Serie von Paarbildnissen der Künstlerin.
Für die Förderung danken wir JenaKultur, der Sparkasse Jena-Saale-Holzland und dem Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur.