Schulworkshops im Kunstverein

Im Rahmen der Ausstellung room.shape.icon fanden im April Workshops für Jenaer Grundschulklassen statt. Mehrere zweite Klassen der Nordschule nahmen an diesen kunstvermittelnden Workshops teil. Innerhalb dieser wurden zentrale Inhalte der Ausstellung aufgegriffen und auf spielerische Weise, Zugänge zu den Kunstwerken hergestellt.  Das Thema der Abstraktion – als künstlerisches Verfahren und als kunsthistorischer Begriff – stand dabei im Fokus des Workshops. Entlang der Ausstellung und durch die Arbeit an verschiedenen Stationen näherten sich die Schüler*innen sukzessive diesem komplexen Thema an.

Der Workshop gliederte sich in fünf Teile: eine Begriffs- und Ausstellungseinführung, drei gemeinsame Rätselspiele im Umgang mit den Ausstellungsexponaten und schließlich eine Phase individuellen künstlerischen Schaffens. 

Im ersten Teil befassten sich die Schüler*innen zunächst mit dem Kunstverein als Ausstellungsort, welche musealen Räume sie bereits kennen und welche Unterschiede sie ausmachen können. Anhand der „Stier-Studien“ von Pablo Picasso – einer Lithografieserie aus den 1940er Jahren – wurde gezeigt und erläutert, wie der Stier zeichnerisch auf seine wesentlichen Merkmale exemplarisch reduziert werden kann. Leitende Fragen dafür waren etwa: Was macht den Stier als Stier aus, damit er noch als Stier erkannt werden kann? Welche phänotypischen Merkmale sind dabei relevant? Was hat sich zeichnerisch in der Lithografie genau verändert? Was sehen wir am Anfang und was am Ende der Studie? 

Ziel dieser Einführung war die Anregung der Vorstellungskraft, was Abstraktion als mathematisches und künstlerisches Verfahren hervorbringen kann: beispielsweise eine Reduktion oder Konkretion einer Idee ‚von etwas‘. Die dadurch gewonnene Perspektive sollte den Schüler*innen bei der Auseinandersetzung mit den Ausstellungswerken im Jenaer Kunstverein dienlich sein, die kaum noch einen sichtbar direkten Bezug zu Alltagsobjekten zulassen. Denn bei den Werken von Annekatrin Lemke und Christian Henkel handelt es sich nicht wie bei Picasso um figürliche Darstellungen, vielmehr sehen wir hier Arrangements geometrischer Flächen, Farben und Linien zueinander – die Abstraktion wird hier also noch weiter zu einer eigenen künstlerischen Formensprache getrieben. Um diese Komplexitätsstufe kindergerecht zu gestalten und einen erleichterten Zugang zu ermöglichen, wurden verschiedene Rätselspiele angeboten. Diese Spiele wurden durch einen video-animierten sprechenden Drachen, namens Valentin, angeleitet. 

Von Valentin inspiriert, bewegten sich die Schüler*innen in Zweier-Reihen ‚schlängelnd‘ durch den ersten Ausstellungsraum und betrachteten die Exponate genauer – eine Art performativ-spielerischer Rundgang. Im ersten Rätselspiel ging es darum, grundlegende geometrische Flächen und Körper zu bestimmen, die Valentin gerne für sich sammelt, und sie dann im nächsten Schritt in den Kunstwerken wiederzuentdecken. 

Die Schüler*innen der 2. Klasse von Stella Böttger bei der Formenrallye
Kunstwerke-Puzzle

Sobald sie diese Aufgabe gelöst hatten, stellte Valentin ihnen mittels Videobotschaft das nächste Spiel vor: ein Puzzlespiel aus einzelnen Kunstwerken. In Kleingruppen fügten die Schüler*innen dabei Annekatrin Lemkes Bilder nach und nach wieder zusammen. Dafür mussten sie die Flächen, Formen und Linien in ihren Werken eingehender studieren. 

1-2-oder-3-Spiel mit Steckbriefen der Kunstwerke 

Im oberen Ausstellungsraum stellte Valentin das nächste Rätsel vor: „Wer bin ich?“ Es wurden kurze Steckbriefe vorgelesen und die Schüler*innen errieten nach dem „1-2-oder-3-Prinzip“, welches Kunstwerk diesem zugehörig war. Teilweise lasen einzelne der Schüler*innen die Steckbriefe selbst vor. 
Danach „schlängelten“ sie sich wieder in Zweierreihen nach unten, zurück in den Büroraum des Kunstvereins, wo eine künstlerische Aufgabe auf sie wartete. 

Eigene Kunstwerke anfertigen

Hier angekommen, fanden die Schüler*innen geometrische Flächen, Linien, Stift und Papier vor sich liegend. Nun konnten sie angeregt von den Kunstwerken Lemkes und Henkels eigene Kunstwerke anfertigen und sich Erlerntes kreativ aneignen.

Zuletzt gab es ein Nachgespräch über diesen individuellen Gestaltungsprozess, die dabei entstandenen Kunstwerke sowie eine Reflexion auf den Workshoptag. 

Ein Bild, das Kleidung, Person, Menschliches Gesicht, Junge enthält.Automatisch generierte Beschreibung
Schüler*innen der 2. Klasse von Stella Böttger, Jenaer Nordschule 

Konzipiert und organsiert wurden die Schulworkshops von David Blechschmidt und Hannah Chodura 


Text: Hannah Chodura
Redaktion: David Blechschmidt

Schreiben mit Scheren. Collagen-Workshop mit Mario Osterland

Samstag, 22. Juni 2024, 10 – 17 Uhr (inkl. Pausen),
Teilnahmegebühr 10,-€; max. 10 Teilnehmer:innen
Anmeldung: info@lesezeichen-ev.de
Ort: Galerie des Jenaer Kunstvereins im Stadtspeicher, Markt 16, Jena

Als Technik der Bildenden Kunst hat sich die Collage seit der Klassischen Moderne einen festen Platz in der Formenvielfalt ästhetischer Darstellung erarbeitet. Gegenwärtig entdecken auch immer mehr Schriftstellerinnen und Schriftsteller das Collagieren neu und entwickeln so interessante Werke, die die Grenzen zwischen Kunst und Literatur verwischen. Im Rahmen eines eintägigen Workshops gibt Mario Osterland Einblick und Einführung in verschiedene Formen und Techniken der Papiercollagen und ihre vielfältigen Möglichkeiten für die künstlerisch-literarische Arbeit.

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