8. In der Mitte der Stadt – in der Mitte der Gesellschaft? Die Galerie im Stadtspeicher.

Im Jahr 2012 wurde auf kommunaler Ebene die Nutzung des 2008 eröffneten Stadtspeichers am Markt neu konzipiert. Auch der Jenaer Kunstverein kam dabei in Frage. Unter den verschiedenen möglichen Optionen entschied sich der Jenaer Stadtrat per Beschluss für den Verein als zukünftigen Betreiber der oberen Etagen des modern-antik-hybriden Gebäudes am Markt 16.

Blick auf die oberen Etagen des Stadtspeichers am Markt 16. Foto: Jenaer Kunstverein / Robert Sorg

Der Stadtspeicher gilt als eines der ältesten Gebäude Thüringens, wenn auch die moderne Glasfassade einen anderen Eindruck erweckt. Hinter den Hologramm-Fenstern, entworfen vom irischen Architekten und Lichtkünstler Ruairí O’Brien, finden sich Ständerfachwerke, datiert vom späten 13. Jahrhundert bis 1435, und eine Holzblockstube, ebenfalls auf das Jahr 1435 datiert. Nach einer langwierigen und aufwendigen Restaurierung, die im Jahr 2003 mit dem Thüringer Denkmalschutzpreis geehrt wurde, wurden die historischen Gebäudeteile denkmalgerecht in einem modernen Neubau integriert. Das Jenaer Architekturbüro Limmer und Otto konzipierte Aussehen und Struktur des Gebäudes mit Ausnahme der Hologramm-Fassade von Ruairí O’Brien.

Die Hologramm-Fassade wirft im Sonnenlicht Farbprismen auf eine Boden-Installation des Künstlers Nicola Grabiele. Foto: Jenaer Kunstverin / Conny Dietrich

Das Gebäude kann als architektonische Reminiszenz an die Identität der Stadt Jena verstanden werden, die sich durch historisches Bewusstsein und zukunftsorientierte, wirtschaftlich erfolgreiche Technologieentwicklungen definiert. Die Hologramm-Fassade weist auf den Grundstein des wirtschaftlichen Erfolgs der Stadt – der optischen Industrie.

Dennoch wollten sich die großen wirtschaftlichen Unternehmen nicht wesentlich finanziell am ersten Nutzungskonzept des eigens dafür gegründeten Stadtspeicher e.V. beteiligen, so dass sich die Frage einer Neukonzipierung im Jahr 2012 stellte. Eine Antwort wurde gefunden. Der Kunstverein sollte zeitgenössische Kunst präsentieren, verbunden mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm, dass durch den Lesezeichen e.V. organisiert werden sollte. Aus Platzgründen kam der Einzug des Lesezeichen e.V. in den Stadtspeicher allerdings nicht zustande., so dass der Fokus vor allem auf den Ausstellungen des Kunstvereins lag. Zur Umsetzung des ursprünglich angedachten Konzepts kommt es seit 2017 durch Kooperationen mit weiteren kulturellen Vereinen und Institutionen. Seitdem wird die Galerie im Stadtspeicher nicht nur als Ausstellungsort, sondern auch für literarische und musikalische Veranstaltungen genutzt.

Blick vom oberen Ausstellungsraum auf Rathaus und Jentower. Foto: Jenaer Kunstverein / Wolfgang Grau

Der Jenaer Kunstverein ist am zentralen Punkt der Stadt, dem Markt, angelangt. Jener Ort, an dem sämtliche gesellschaftlichen Bereiche, Wirtschaft, Kultur und Politik einer Stadt zusammenkommen und im besten Falle im Austausch stehen. Als Ort des Austausches verschiedener gesellschaftlicher Schichten und Bereiche durch die Sprache der Kunst versteht sich der Jenaer Kunstverein.

Seit seinem Einzug in den Jenaer Stadtspeicher wurden über 50 Ausstellungen und etwa 70 Veranstaltungen realisiert.

Detail er Hologramm-Fassade. Foto: Jenaer Kunstverein / Wolfgang Grau

Im Jahr 2012 eröffneten sich für den Jenaer Kunstverein nicht nur neue Räumlichkeiten am Markt. Im selben Jahr wurden zwei neue Ausstellungsformate gegründet, welche die Kunst in die Stadt trugen – eine Skulpturenausstellung im Botanischen Garten und der FrommannscheSkulpturenGarten. Erfahren Sie mehr über diese Ausstellungsformate unter den Punkten 9 und 10 auf der Karte.

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